Bergfelde

Eine Urkunde, gesiegelt am 23. Juni 1349, nennt den Ort gemeinsam mit Hohen Neuendorf. Auf dem niederbarnimschen Binnendünengebiet gelegen, war es in den ersten Jahrhunderten meist wüst und gehörte ebenso wie Borgsdorf zur Herrschaft Birkenwerder. Diese erwarb 1504 Jacob Wins aus Berlin, bis zum Jahre 1625 ist es im Familienbesitz. 1653 gelangt Bergfelde in den Besitz von Luise Henriette von Oranien, die hier eine Schafzucht einrichtet. Der preußische König Friedrich I. setzt am 20. Juli 1711 sechs Personen als Freibauern an, Friedrich II., der Große, setzt zwischen 1750 und 1757 die Tradition fort. Bergfelde zählt noch 1840 nur 13 Wohnhäuser. Um 1900 beginnt Bergfelde sich auszudehnen, als erstes entwickelt sich die "Alte Kolonie"; als Attraktion werden Quellen in der Bieselheide zum Herthasee aufgestaut (1907). 

Die steigenden Einwohnerzahlen machen bald den Bau einer mehrklassigen Schule notwendig, neben der Schule bekommt Bergfelde 1933 eine eigene Kirche. Der Bau von Bahnstrecken 1953 hemmt das Zusammenwachsen der fünf Ortsviertel. Von Berlin wird Bergfelde am 13. August 1961 durch den Mauerbau getrennt. Der Abriß beginnt 1990 und ein Jahr später beginnt die Wiederherstellung des Landschaftsschutzgebietes Herthamoor. Besonders die Deutsche Waldjugend hat sich diesem Ziel verschrieben, und jährlich finden Wiederaufforstungskampagnen statt. Der Stadtteil Bergfelde verzeichnet kontinuierlich steigende Einwohnerzahlen, die einen Neunbau einer Kindertagesstätte notwendig machen lassen. Das Projekt ist inzwischen schon in der Genehmigungsplanung und da das Hohen Neuendorfer Bautempo inzwischen schon fast sprichwörtlich geworden ist, steht 2001 sicherlich die Einweihung des millionenschweren Baues an.

Das Gemeindeparlament entschied sich auf seiner Sitzung vom 29. Mai 1997 für das Wappen des Ortsteils Bergfelde. Die Gemeindevertreter gaben mit großer Mehrheit der Birke den Vorzug, vor einem weiteren Entwurf mit einer Kieferngruppe.
Ein eigenes Wappen hatte Bergfelde bisher noch nicht besessen. Ein schlichtes Amtssiegel entstand um 1800 und war bis um 1930 in Gebrauch.

Das Birkenmotiv leitet sich von einer Schreibweise aus dem Jahre 1480 her; in einer Urkunde wird "dy wuste veltmarck birckholcz" erwähnt. Der Ort ist aber mehr als einhundert Jahre älter. Gemeinsam mit Hohen Neuendorf wird es am 24. Juni 1349 wahrscheinlich zum ersten Male genannt. Die nächste schriftliche Erwähnung ist ein Kaufvertrag vom 27. August 1412. Siegfried von Buch kauft "eine wusste dorff berckaw" von Claus Winterfeld, "der ez uffgegeben hot". Dieser Claus von Winterfeld stammt aus der Altmark, wahrscheinlich aus dem Ort berkau. Im Zuge der deutschen Besiedelung zwischen Elbe und Oder kann er seinen Herkunftsnamen für das neu gegründete Dorf in der Nähe der Furt bei Birkenwerder verwendet haben. Die Berckows kommen in vielen Urkunden vor. Das reicht von einem Bericht über die Gefangennahme Ruppiner Kaufleute im Jahre 1386 bis hin zur Belehnung von "Berckows Hoff" in Stolpe.

Bergfelderinnen verarbeiteten einst die Flachsfasern selbst die Wolle der Schafe und der Flachs auf dem Felde lieferten einst die Rohstoffe zur Herstellung der Kleidung. Der Flurname ‘Flachslake’ im nördlichen Teil Bergfeldes erinnert noch heute an diesen jahrhundertelangen Erwerbszweig des Bauerndorfes, aber auch daran, daß hier einst eine flache Wassermulde gewesen sein muß. In dieses flache Wasser warfen die Bauern das geerntete Flachsstroh, damit die Pflanzenteile, die keine Gespinstfasern bildeten, zwischen Wasser und Luft verrotteten und verfaulten. Etwa 14 Tage wurden für das Röten benötigt. Dabei ließ sich eines nicht vermeiden: ein übler Gestank. Durch Edikte wurde versucht, diesen Übelstand von Fahrstraßen und Behausungen fernzuhalten. Mindestens 1000 Schritte Abstand sollten eingehalten werden. Außerdem durfte das zum Röten benutzte Wasser nicht mehr in Seen und Flüsse abgeleitet werden, es bekam den Fischen nicht. Die Rotpfuhle, früher weitab vom Hohen Neuendorfer Dorfanger und der Bergfelder Dorfstraße gelegen, verdanken diesem Arbeitsgang ihren Namen. Auch die Rottwiesen südlich der Ladewigstraße in der Nähe der Schönfließer Straße könnten evtl. davon ihren Namen ableiten.

Die nassen Pflanzenfasern wurden getrocknet und danach die Stengel gebrochen, die Fasern gehechelt, und dann konnte das Spinnrad aufgestellt werden. Begonnen wurde mit dem Spinnen am St.-Martins-Tag (11. November), und es endete am 2. Februar. Zwischen Weihnachten und 6. Januar durften die Spinnräder nicht surren. In den winterlichen Spinnstuben wurde musiziert oder auch uralte Gruselgeschichten vom teuflischen Treiben im Treueluch und den Fuchsbergen erzählt.

Der Flachsanbau geht in Deutschland bis ins 13. Jahrhundert zurück. Auch wenn der märkische Sandboden keine hohen Erträge abwarf, hielt sich der Anbau doch bis ins 19. Jahrhundert hinein. Maschinengarn, mechanische Webstühle ließen den Leinwandpreis zwischen 1820 und 1860 erheblich sinken, um 1900 machte die Baumwolle dem Flachsanbau ein Ende.

Eine Urkunde vom 21. Juni nennt Bercholtz (Bergfelde) neben Nygendorp (Hohen Neuendorf)

Zeittafel

1412 Erwähnung im Register der ersten hohenzollernschen Kurfürsten. Der Ort heißt Berkaw - Besitzer war Seyfrit v. Puch (Buch)

1504 Besitzerwechsel an Jacob Wins (ehem. Bürgermeister v. Berlin)

1608 Der Ort heißt Berckfeldt

1653 Kauf durch den Großen Kurfürsten für seine Gemahlin Luise Henriette. Berckfeldt wird dem Amt Bötzow zugeordnet (Oranienburg).

1697 Der Ort heißt Berckfelde.

1711 Der Ort wird unter 6 Bauern aufgeteilt.

1750-57 Friedrich der Große setzt zusätzlich 6 Büdner an

1756 Der Ort heißt Bergfelde.

1846 Separation - Aufforstung der sandigen Ackerflure.

1900 Verkauf von 36 Morgen Bauernwald an Siedler.

1925 Die Kirchengemeinde wird aus Birkenwerder ausgegliedert und wird Tochtergemeinde von Hohen Neuendorf.

1933 Bau der Kirche.

1949 Eigenständigkeit der Kirchengemeinde.

1953 Bau des Berliner Außenringes der Reichsbahn. Zerschneidung des Ortes.

1961 Bau der Mauer. Abtrennung des Ortes von seiner natürlichen Straßen- und Verkehrsanbindungen.
Bau der S-Bahn Hohen Neuendorf - Bergfelde - Blankenburg. Überbauung der Parkstraße und der August-Müllerstraße.
Erweiterung der Bahnbrücke Mittelstraße.

1962 S-Bahnhof Bergfelde in Betrieb.

1990 Abriß der Grenzanlagen.

1991 Renaturierung des Treuegrabens und des Landschaftsschutzgebietes Herthasee.

1992 Beginn des Baus der Ortskanalisation. Teilaufforstung des ehemaligen Grenzstreifens unter Mitwirkung der Deutschen Waldjugend und der Bevölkerung.

1993-94 Die Wohnanlage "Friedrichsaue" entsteht.

1997 Am 29. Mai entscheidet sich die Gemeindevertretung für ein Wappen von Bergfelde.

1998 Eine amerikanische 250-kg-Bombe wird am 22. Juni entschärft.

1999 30. März In der Schule Bergfelde werden von den Schulleiterinnen die Gründungskartusche der Schule von 1910 präsentiert. Sie war zufällig bei Bauarbeiten entdeckt worden.

1999 2. Dezember er nördliche Zugang zum Bahnhof Bergfelde ist fertig. Der Stadt entstanden für die Brücke Kosten von rund 1,3 Millionen Mark.