KI-Software unterstützt die Straßenunterhaltung

Straßenbegeherin Nadine Dankert nutzt seit Mitte März die neue Software.

(18. April 2024)

Das Straßennetz in Hohen Neuendorf umfasst etwa 180 Kilometer Straßen verschiedener Bauarten. Deren Zustand muss zweimal jährlich durch die Stadt überprüft werden, um ermitteln zu können, an welchen Stellen kleinere Ausbesserungen oder größere Straßenbaumaßnahmen notwendig sind. Eine KI (Künstliche Intelligenz) -Software hilft nun im Rathaus dabei, diesen Prozess zu vereinfachen.

Noch vor einigen Wochen musste Nadine Dankert, Streckenläuferin bei der Stadt, die Straßenzustandserfassung vollständig manuell vornehmen. Das hieß: eine Straße ablaufen, in Augenschein nehmen, protokollieren, fotografieren und dies selbstverständlich alles dokumentieren. Ein Vorgang, der viel Zeit abverlangt.

Seit Mitte März kann die Streckenläuferin dafür auf ein Smartphone und eine Software der Firma vialytics zurückgreifen. Dabei handelt es sich um ein Straßenmanagementsystem, das diese Vorgänge automatisiert und mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz leistet. Dafür wird das Telefon entweder hinter die Frontscheibe eines Fahrzeugs oder am Fahrradlenker befestigt. Die Kamera zeichnet dann die Fahrt durch die Straßen oder über die Gehwege auf, indem sie alle vier Meter ein Foto schießt, das gezielt den Straßenzustand erfasst, inklusive GPS-Daten und Zeitstempel. Alle Kennzeichen und Gesichter auf den Bildaufnahmen werden dabei datenschutzkonform verpixelt. Im letzten Schritt schließlich analysiert ein Algorithmus die Oberfläche auf Schäden und unterteilt diese in 15 Schadenskategorien. 

„Das Programm ist eine immense Unterstützung für meine Arbeit, da ich die vielen Daten nicht mehr händisch erfassen muss“, so Nadine Dankert. „Die Kamera erfasst objektiv Risse, Schlaglöcher und Unebenheiten in unseren Straßen und auf unseren Gehwegen und nimmt anschließend eine Bewertung vor, die wir für die Planung der Straßenunterhaltung nutzen können.“ Schwierigkeiten hat die aktuelle Version der KI noch mit Kopfsteinpflaster. Auch manchen Schattenwurf eines Baumes bewertet sie gelegentlich irrtümlicherweise als Riss in der Fahrbahn. In solchen Fällen kann der Fehler der KI mitgeteilt werden, sodass sie aus ihren Fehlern lernt.

Etwa 60 Prozent der Straßen im Stadtgebiet hat Nadine Dankert bereits erfasst, vor allem in Borgsdorf und Hohen Neuendorf. Bald folgen dann die Straßen Stolpes und Bergfeldes.

Haushaltsplanung wird erleichtert

Für Petra Teigel, die den Fachdienst Tiefbau im Rathaus leitet, ist die Software nicht nur nützlich bei der Dokumentation und Bewertung des Straßennetzes. Ein großer Vorteil sei auch, dass sie die Haushaltsplanung für diesen Bereich erleichtert. Mit wenigen Klicks und Blicken sieht die Fachdienstleiterin, welche Straßen oder Straßenbereiche zukünftig in den Fokus rücken sollten und welchen Umfang die Baumaßnahmen voraussichtlich haben werden.

Davon unabhängig erfolgt fortlaufend die Ausbesserung von Straßen im Sinne der Verkehrssicherung, beispielsweise wenn Schlaglöcher oder abgesenkte Gullydeckel eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen. Auch hier sind die Daten, die die neue Software liefert, eine große Erleichterung. Da die Aufnahmen langfristig gespeichert werden, können auch sehr gut Schäden am Straßenbild, die etwa im Zuge von Baumaßnahmen entstehen, dokumentiert werden.

 Die Nutzung der Software kostet die Stadt jährlich etwa 20.000 Euro.