Die Urkunde

In einer Urkunde, datiert vom 21. (24.) Juni 1349, erhalten einige Gefolgsleute des Fürsten Albrecht von Anhalt und des Herzogs Rudolph d.J. von Sachsen u.a. die Dörfer nygendorp (Hohen Neuendorf) und bercholtz (Bergfelde) zur Nutzung überschrieben. Es ist die wahrscheinlich erste urkundliche Erwähnung. Im Landbuch der Mark Brandenburg aus dem Jahre 1375 wird Hohen Neuendorf als zugehörig zum Rittergut Birkenwerder bezeichnet. Besitzerin der Dörfer ist die Witwe des Johann von Buch. Nach mehreren Wechseln kauft die Berliner Ratsfamilie Wins die Dörfer. Über vier Generationen halten sie diesen Besitz, ehe sie ihn 1624 überschuldet verkaufen müssen.

Nach dem 30jährigen Krieg erwirbt ihn der Kurfürst Friedrich Wilhelm und schenkt ihn seiner Frau, Luise Henriette von Oranien. Die Berliner Straße wird 1838 gepflastert, zu diesem Zeitpunkt führt diese Straße vom Glienicker Sandkrug bis zum Hohen Neuendorfer Alten Krug durch ein geschlossenes Waldgebiet. Erst mit der Inbetriebnahme der Nordbahn entstehen am Haltepunkt Stolpe, ungefähr am heutigen Kreisverkehr, die ersten Häuser einer Kolonie. Zwischen 1890 und 1904 steigt die Bevölkerungszahl von 323 auf 1600. Am 1. Oktober 1904 wird Hohen Neuendorf eine eigene Gemeinde. Nachdem Hohen Neuendorf bisher von Birkenwerder aus kirchlich versorgt wurde, entsteht 1909 die evangelische Kirche an der Berliner Straße.

Als zweite Höhendominante wird nach den Entwürfen des Architekten Albert Gottheiner 1912/14 der 45 m hohe Wasserturm errichtet. Parallel mit dem Straßen- und Bahnbau entwickeln sich die Ortsteile Colonie Waldeshöh an der Stolper Straße und das Mädchenviertel. 1920 beginnt die Bebauung der Niederheide, ab 1934 die der Osramsiedlung. Das Rathaus wird im August 1936 eingeweiht, gleichzeitig erhält die Gemeinde Wappen und Flagge.

Am 21. April 1945 ist der zweite Weltkrieg in Hohen Neuendorf beendet. Russische und polnische Truppen erobern nach kurzen Kämpfen den Ort. Im selben Jahr wird die 1937 erbaute Jugendherberge zunächst Seuchenstation dann Krankenhaus. Radikal ändert sich das Aussehen der historischen Ortskerns 1953/54 durch den Bahnbau des Berliner Außenringes. Am 13. August 1961 beginnt der Mauerbau, Hohen Neuendorf wird Grenzgebiet und bleibt es bis zum 9. November 1989, 19.00 Uhr.

Es vergehen noch ein paar Monate ehe am 17. Februar 1990 mit einem großen Volksfest die Öffnung der B 96 gefeiert wird. Die S-Bahn fährt im Mai 1992 wieder von Hohen Neuendorf nach Berlin-Frohnau. Nach Abschluß der Kommunalwahlen 1993 bilden die ehemals selbständigen Gemeinden Bergfelde, Borgsdorf und Hohen Neuendorf die Großgemeinde Hohen Neuendorf. Sowohl die wirtschaftliche als auch die Entwicklung zum attraktiven Wohnstandorten ging in den verflossenen Jahren zügig voran. Ab 1992 begann der Ausbau des Abwasserkanalnetzes, die Umstellung von Stadt- auf Erdgas, die Rekonstruktion von Straßen mit Geh- und Radwegen. Im Dezember 1994 wurde in der Waldstraße ein Neubau eines Feuerwehrdepots eingeweiht, die Wohnanlagen "Waldstraße" und "Frohnauer Straße" entstanden bzw. entstehen in den Jahren 1996/1998.

Das Buch

Wer sich genauer in der Hohen Neuendorfer Geschichte zwischen 1877 und 1920 auskennen möchte, sei der Bildband „Hohen Neuendorf in alten Ansichten“ empfohlen. Über 120 Ansichtskarten, viele davon farbig, und alte Pläne zeigen das Werden und Wachsen. Ein vergleichendes Straßenverzeichnis macht das Finden und Erinnern leicht. Das Buch kostet 15 EUR zuzüglich der Versandkosten und kann bei Gerald Hildebrandt, 16540 Hohen Neuendorf, Puschkinallee 66, Tel. 03303 / 500549, bestellt werden.

Der falsche Waldemar und eine echte Besitzurkunde

Im Jahre 1319 verstarb der letzte erwachsene askanische Markgraf von Brandenburg. Unter seinen fürstlichen Zeitgenossen glänzte Waldemar durch prunkvolle Hofhaltung und durch seine Kriegszüge. Sogar Danzig war 1308 von ihm besetzt worden, ein Jahr später, 1309, ging die Stadt durch Kauf an den Deutschen Orden. Die meißnischen Markgrafen mußten ihm zeitweilig Dresden, Meißen, Freiberg als Pfandbesitz überlassen. In einem Gefecht bei Gransee, 1314, versuchten die Nachbarn diesen zu mächtig gewordenen Standesgenossen die Flügel zu stutzen Das Treffen ging für sie zwar siegreich aus, der Markgraf verlor aber nur das mecklenburgische Stargard. Nach seinem Tode versuchten die Nachbarn erneut das nun herrenlose Land aufzuteilen. Ab 1323 übernahmen die Wittelsbacher aus Süddeutschland für einige Jahrzehnte die Herrschaft in der Mark.

Nachdem der Wittelsbacher Markgraf Ludwig durch den Tod des Vaters, 1347, die königliche Stütze verloren hatte und der neue König Karl ihm feindlich gegenüberstand, schien die Gelegenheit gekommen, die Wittelsbacher aus der Mark zu drängen. Sowohl König Karl (1355 Kaiser Karl IV.) als auch den Märkern kam ein Schwindler gelegen, der im Sommer 1348 beim Erzbischof Otto von Magdeburg als angeblicher Pilger aus dem Heiligen Land auftauchte und eröffnete, er sei Markgraf Waldemar, der seinen Tod 1319 nur vorgetäuscht und einen anderen an seiner Statt in Chorin habe beisetzen lassen. Nach 29 Jahren heimgekehrt, erhebe er nun Anspruch auf die einstmals aufgegebenen Herrschaftsrechte.

Um die Echtheit des so plötzlich Zurückgekehrten festzustellen, wurde eine Kommission gebildet, die die Identität bejahte, und am 2. Oktober 1348 belehnte König Karl den wiederauferstandenen Waldemar mit der Mark Brandenburg und der Mark Landsberg.

Aus diesem Zeitraum stammt die wahrscheinlich erste Erwähnung Bergfeldes und Hohen Neuendorfs in einer Urkunde.

Zwei Parteigänger Waldemars Fürst Albrecht von Anhalt und Herzog Rudolf von Sachsen, überschreiben 1349 die Dörfer nygendorp, hermannstorp, bercholtz und buchow dem Busse Mylow sowie Ebele und Heinemann von Nykammer.

"Wir Albrecht .... und wir Rudolph ... bekennen und bezeugen in diesem Briefe ... Dazu lassen wir ihnen diese Dörfer: nygendorp, hermannstorp, bercholtz und buchow. Die Dörfer sollen sie redlich genießen ... Dieser Brief wurde gegeben zu kopenick, versiegelt mit unseren Siegeln, nach Gottes Gebot ‘Dryten hundert jar, in deme nuen und virtzichsten jare, an sente Johanes abende, des heyligen Thoyfers unses liben heren Jhesu cristi’."

Dieser Tag ist der 24. (21.) Juni 1349, die Ersterwähnung Hohen Neuendorfs und Bergfeldes.

Jürgen Radtke