Dreck und Laub weg vom Weg

Stadt weiht Kehrfahrzeug „WegPutzer“ ein
Bürgermeister Steffen Apelt und Maschinist Matthias Knopf stellen den neuen "WegPutzer" der Stadt vor.

(02.11.2016)  Langsam, aber gewaltig bewegt sich Hohen Neuendorfs neuer „WegPutzer“ durch die Hauptverkehrsstraßen und sammelt vor allem Dreck und Laub ein. Matthias Knopf vom Hohen Neuendorfer Bauhof steuert aus dem Fahrerhaus die beiden rotierenden runden Bürsten und die 1,20 Meter breite Mittelwalze, um den Kehrricht zu lösen. Mittels eines sogenannten Saugmundes wird der Schmutz in den fünf Kubikmeter fassenden „Bauch“ des sechsrädrigen Fahrzeugs vom Typ "Viajet 5" der Firma Faun gesammelt, das eine Höhe von 3,20 Metern und eine Länge von rund fünf Metern misst. An Bord der 250 PS starken und 12 Tonnen schweren Kehrmaschine befindet sich außerdem ein 1.100 Liter Wassertank, um den Schmutz anzufeuchten und ansaugen zu können.

Maschinist Matthias Knopf wurde in einer viertägigen Einweisung speziell für das Führen dieses Fahrzeugs ausgebildet und ist ebenso überzeugt wie begeistert von der Technik: „Das Fahrzeug ist wirklich etwas Besonderes! Die links und rechts drehenden Bürsten ermöglichen das Fahren auf beiden Seiten und auch die Reinigung von Kreisverkehren. Dass zusätzlich ein Saugrüssel zur Ausstattung gehört, mit dem große Mengen aufgenommen werden können, ist eine Spezialausstattung.“ Zwar musste sich der Fahrer im Verkehr erst an die Position auf der rechten Seite des Fahrerhauses gewöhnen, aber nach fünf Wochen Praxis ist er sicher auf den Hauptstraßen der Ortsteile, im Gewerbegebiet und, wenn Zeit ist, entlang der städtischen Grundstücke unterwegs. Vier bis fünf Stunden täglich ist die Maschine im Einsatz, denn die abendliche Komplettreinigung des Fahrzeuginnenbereichs ist Pflicht, um das rund 180.000 Euro teure Fahrzeug, für das es bereits einen Vorführwagen-Rabatt gab, verschleißarm zu nutzen.

Zeit- und Personaleinsparung

Die Straßenreinigung der Berliner Straße in Hohen Neuendorf beispielsweise schafft Matthias Knopf bei dem jetzigen Laubanfall auf beiden Seiten in rund 1,5 Stunden – mit der Hand bräuchte der Bauhof rund 14 Tage für die gleiche Strecke. Je nach Laub- oder Kehrrichtmenge kann der Maschinist zwischen „Geh- und schneller Schrittgeschwindigkeit“ fahren, wenn die Bürsten aktiv sind. Welche Streckenlänge er im Durchschnitt pro Stunde schafft, ist dennoch schwer zu sagen, denn je nach Menge des Abfalls und Trockenheit muss er zwischendurch Wasser tanken oder ausleeren fahren.

„Hiermit setzen wir ein Signal“, ist sich Bürgermeister Steffen Apelt bewusst, „bildlich für das neue, lebendige Stadtmarketing und inhaltlich, dass die Bürgerschaft nun erwartet, dass die Stadtverwaltung das gesamte Straßenlaub abholen wird. Ja, genau das ist mein erklärtes Ziel, das sage ich ganz deutlich, aber auch, dass wir soweit noch nicht sind und zunächst drei wichtige Rahmenbedingungen klären müssen.“

Rahmenbedingungen auf dem Weg zur Laubabholung

Diese Rahmenbedingungen bestehen erstens zunächst in der Veränderung des geltenden Rechts, der Straßenreinigungssatzung. Gegenwärtig regelt die Satzung, dass die Hauseigentümer für Laubentsorgung verantwortlich sind. Der „WegPutzer“ ist jetzt auf den Straßen unterwegs, auf denen wegen des starken Verkehrs das Kehren durch die Bürgerschaft gesetzlich untersagt ist.

Eine zweite wesentliche Voraussetzung für die stadtweite Ausdehnung ist die ökologische Ausrichtung des Konzepts. „Wir haben jetzt ein Fahrzeug gekauft, das bereits mit nur einem Motor für alle Funktionen auskommt. Des Weiteren soll natürlich die Kompostierung ebenfalls ökologisch und möglichst sogar nachhaltig erfolgen. Wir prüfen daher momentan ein Verfahren zu etablieren, dass das Laub trocknet, presst und daraus Brennstoff-Pellets herstellt. Damit könnten wir z.B. öffentliche Einrichtungen im Rahmen einer Nahwärmeversorgung beheizen.“ Zumindest muss die Stadtverwaltung aber zunächst eine geeignete Fläche finden, auf der die Kompostierung erfolgen kann. Hierzu laufen Gespräche mit der Stadt Oranienburg.

Die dritte wichtige Rahmenbedingung ist, die technische und personelle Ausstattung zu schaffen, um ganze Stadt abfahren zu können. Das muss über einige Haushaltsjahre verteilt werden und – das ist der Wermutstropfen – „es wird ganz klar nicht zum Nulltarif zu haben sein und wahrscheinlich auf eine Gebühr oder Umlage hinauslaufen“, eröffnet Bürgermeister Apelt die Perspektive.

„Ein erster großer Schritt ist mit diesem neuen Fahrzeug getan. Wir sind sehr zügig in einen Prozess eingetreten, der bis zur Vollendung allerdings einige Zeit brauchen wird“. Als Zwischenlösung steht Steffen Apelt mit dem Landkreis im Gespräch, um über die AWU Container für eine kostenfreie Laubentsorgung an vier zentralen Standorten anzubieten. Obwohl eine konkrete Festlegung aussteht, wertet der Bürgermeister die Signale seiner Gesprächspartner als vielversprechend.