"Die größte Tragödie meines Lebens"

Gedenkveranstaltung für Maueropfer Marienetta Jirkowsky

(22.11.2015)  Als "einen der glücklichsten und unglücklichsten Tage meines Lebens" bezeichnet Falko Vogt den 22.11. Vor 35 Jahren unternahm er gemeinsam mit seiner Freundin Marienetta "Micki" Jirkowsky und deren Freund Peter W. im Bereich der heutigen Florastraße einen Fluchtversuch aus der DDR nach West-Berlin. Während den jungen Männern die Flucht gelang, wurde die 18-jährige Marienetta Jirkowsky von den alarmierten Grenzschützern angeschossen und erlag wenige Stunden später ihren tödlichen Verletzungen. "Es ist die größte Tragödie meines Lebens, dass Micki Hohen Neuendorf nicht lebend verlassen hat", schloss Vogt in seiner Rede seine Erinnerung an diese Nacht.
 
Anlässlich einer Gedenkveranstaltung für das junge Maueropfer legten Falko Vogt (Foto: Mitte), die stellvertretende Direktorin der Stiftung Berliner Mauer, Dr. Maria Nooke, und Bürgermeister Klaus-Dieter Hartung zwei Kränze an dem nach Marienetta Jirkowsky benannten Platz im Kreuzungsbereich von Berliner und Stolper Straße nieder.

"Für die jüngere Generation, die in Frieden aufgewachsen ist, ist das Schicksal von Marienetta Jirkowsky aus den Erinnerungen der Erwachsenen nur schwer nachzuvollziehen", verdeutlichte Bürgermeister Hartung. Er freute sich über die bildungspolitische Arbeit von der Rosenthal-Oberschule, dem Kinder- und Jugendzentrum "Wasserwerk" und dem Marie-Curie-Gymnasium, die sich an der Gedenkveranstaltung, u.a. mit musikalischen Beiträgen, beteiligten. Für die Aufarbeitung des Schicksals von Marienetta Jirkowksy bedankte sich Hartung bei Marian Przybilla, der Stiftung Berliner Mauer und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung.

"Mindestens 138 Menschen kamen zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer ums Leben", erinnerte Maria Nooke. Für jedes dieser Maueropfer stellten die Stiftung Berliner Mauer und das Zentrum für Zeithistorische Forschung eine orangen-farbene Gedenkstele in der Nähe des jeweiligen Fluchtortes auf.
Die Stele für Marienetta Jirkowsky steht am Ende der Florastraße in Hohen Neuendorf. Maria Nooke erinnerte zudem an die jungen Männer Joachim Mehr (†1964), Will Born († 1970) und Rolf-Dieter Kabelitz († 1971), die ebenfalls im Hohen Neuendorfer Grenzgebiet ihre Flucht aus der DDR wagten und dies mit dem Leben bezahlten.

Mit einer Schweigeminute gedachten die Anwesenden der Veranstaltung daher nicht nur Marienetta Jirkowsky, sondern aller Maueropfer.